Im September 1839 wurde vom House of Lords -auf Deutsch Oberhaus genannt- ein Wettbewerb für den Entwurf von Briefmarken ausgeschrieben. Bis zum Eingabeschluss gingen über 2'600 Ideen oder Entwürfe ein. Nur 49 Entwürfe konnten für eine Weiterentwicklung verwendet werden. Schlussendlich blieben 19 Ideen übrig. Von diesen wurden am Schluss vier mit der damaligen stolzen Summe von je 100 Pfund Sterling angekauft. Dies waren auch die Wettbewerbgewinner, unter Ihnen Charles Whiting, der damals als Drucker  bei Beaufort House am Strand tätig war. Whiting kam mit seinen Ideen und Entwürfen am ehesten an die Vorstellungen von Rowland Hill.
Lange bevor Hill mit der Firma Perkins Bacon & Petch wegen der Produktion der ersten aufklebbaren Marke in Kontakt kam, hatte diese Firma einen Künstler namens Henry Corbould für die Gravur der ersten Briefmarke herangezogen.

Als Vorlage  diente Corbould die 1837 bei der Krönung der jungen Königin Victoria verausgabten Wyon Medal, genant nach dem Graveur. Oben zu erkennen einen Brief von Corbould und die besagte Wyon Medal.

          Philatelie Kuhn

          Wie  kam  es  zur  Philatelie ?

    

       

In England wurden die ersten Postbestimmungen unter der berühmt- berüchtigten Regentschaft Henry VIII im 16. Jahrhundert herausgegeben. Damals durften nur     durch den König bestimmte Personen Briefe befördern. Wie übrigens aus diesem Bild ersichtlich ist, hatte auch hier ein fast Basler die Hände im Spiel nämlich Hans Holbein, der längere Zeit am Hof von Heinrich VIII tätig war.

       

 

 

Damals war Henry Tuke unter dem König Heinrich VIII Postminister, Abbildung übrigens auch von einem Hobein Gemälde entnommen.
Das erste Postregal wurde unter der Regentschaft der Königin Elisabeth I im Jahre 1591 proklamiert, also ca. 250 Jahre vor der Ausgabe der ersten Briefmarken.
1660  wurden durch den damaligen Postminister Henry Bishop die ersten Stempel mit Datum geschaffen. Es gibt aus dieser Zeit eine unzählige Menge verschiedener Stempel.

 

 

Bishop Mark, Einkreisstempel 20 m/m Durchmesser, Datum, Tag oben, Monat unten, Ferner schöner Abgangsstempel von CHESTER, Porto handschriftlich 6 pence.
Weiterer Einkreis Stempel Bishop Mark  Monat oben, Tag unten. Dieser Brief ging von Genf nach London im September 1780 und wurde nach etwa 6 Wochen ausgeliefert.                                                    
1680  schuf ein gewisser William Dockwra einen eigenen Postbetrieb im Kreise von London mit sieben verschiedenen Post - Annahmestellen. Die Postbenützer waren von Dockwra begeistert, da die Zustellung viel prompter und rascher durchgeführt wurde. Dies rief aber die General Post auf den Plan, die schlussendlich den Post - Betrieb von Dockwra konfiszierte und gleich selber  weiterführte. Die Dockwrastempel, verschiedene Typen, immer Dreieckig, bereits mit dem Hinweis Penny Post Paid. Diese Stempel sind relativ selten, vorallem solche aus den ersten zwei Jahren, als Dockwra seine Post selber führte. Später wurden die Dockwrastempel noch weitere 100 Jahre durch die General Post verwendet.
BUNGAY Provincial Name Stamp  Porto  8  pence nach Norfolk  aus dem Jahre 1801.

 

Meilen Stempel  aus dem Jahre 1803, mit dem sogenannten Meilenstempel  "MARKEDRAYTON 156", dies bedeutet die Distanz -immer bis London- beträgt 156 Meilen. Hingegen fehlen Angaben über Datum, wenn vom Inhalt keine Schlüsse gezogen werden könnten, wüsste man nicht, dass dieser Brief 1803 befördert wurde, wiederum das Porto 6 pence.
SHIP  LETTER,  Briefporto vorausbezahlt, Taxe nicht erkennbar. Um Taxe zu sparen wurde der Brief vertikal und horizontal geschrieben. Annahmestempel London und Ship Letter Office Stempel in rot. Ankunfsstempel von Kap in schwarz. Der Brief war vom 8. Mai bis 5. Oktober 1837, also drei Monate unterwegs.

Durch eine Parlamentsbestimmung aus dem Jahre 1813 wurde beschlossen, dass vorallem Briefe von und nach Schottland, die durch einen Wagen mit mehr als zwei Rädern befördert wurden, einen zusätzlichen 1/2 Penny bezahlen mussten, von diesem Stempel gibt es eine Unzahl verschiedener Typen.

Free Marking:  Mitgliedern des Parlaments war es möglich Ihre Post im Parlamentsbüro frei aufzugeben, dies von 1764 bis 1839. Es gab hierfür viele verschiedene Stempelformen, immer mit Krone und dem Vermerk FREE. Zusätzlich durfte der Namenszug, resp. die Unterschrift des Abgeordneten nicht fehlen.

Zu dieser Zeit waren viele Bestimmungen ueber Posttaxen vorhanden. Dies fuehrte dazu, dass bald niemand mehr wusste wieviel eigentlich fuer Porti zu bezahlen war.  Es gab damals sogar die Moeglichkeit für einen und denselben Brief nach Schottland verschiedene Porti zu bezahlen und zwar je nach Befoerderungsart ueber Land- oder Seeweg. Hinzu kam, dass Befoerderungstaxen oft so hoch waren, dass der Durchschnittsbuerger sich dies nicht leisten konnte, da ein solcher Betrag oft einen Taglohn darstellte. Zu dieser Zeit, Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhundert, arbeitete Rowland Hill an einer Postreform. Er fasste dies in einem Pamphlet oder Exposé zusammen. Anfaenglich hatte er grosse Muehe im Parlament durchzukommen, doch mit der Zeit zeigte sich, dass seine Ideen gut waren und er wurde beauftragt diese Reform durchzufuehren. Unter anderem schlug er  eine einheitliche Taxe vor und vorallem die Vorausentwertung. Als Quittung dafuer wurde vorgeschlagen einen aufklebaren Zettel zu schaffen.
Als Stecher für die erste Briefmarke wurde der damals bekannte Stecher Charles Heath mit seinem Sohn Frederick bezeichnet.

Am 20. Februar 1839 retournierten Charles Heathdiesen Entwurf an Perkins Bacon mit der Bemerkung "Wenn dies nicht transferiert, dann wird nichts transferieren".

Die Urgravierung in Positiv wird auf einen Roller aufgesetzt. Für die Erstellung der Penny Black mit 240 Markenbildern wird dieser Roller mit der Urgravierung, immer um ein Markenbild verschoben 240 mal abgedruckt.

Oben: Der allererste Abdruck einer Briefmarke (nur der Innenteil) und Brief von Charles Heath.

Viele Versuche mit Papierarten und Farben wurden durchgeführt. Damit diese Versuche nicht etwa später zum Schaden der Post verwendet wurden, hat man in der rechten oberen Ecke einen kleinen Fleck aus Wax eingesetzt. Dies ist der Grund warum keine Farbe abgedruckt wurde.

Vor der Ausgabe der ersten Briefmarken, mussten sich die Verantwortlichen auch Gedanken über die Verwendung von Entwertungsstempeln machen. Das nebenstehende Blatt zeigt einige Versuche mit Rundstempeln und Malteserstempeln. Der Entscheid fiel dann auf den Malteserstempel in rot. Bald stellte man aber fest, dass rote Stempel auf schwarzen Briefmarken insofern nicht geeignet waren, dass bei schwachem Stempelabdruck die rote Farbe Stempelfarbe kaum sichtbar war, oder aber auch entfernt werden konnte und diese Stempel wurden dann durch schwarze Stempel ersetzt. Später wurde dann die Druckfarbe der Briefmarken von schwarz auf rotbraun mit schwarzer Stempelfarbe verfügt, um der General Post keinen Schaden zuzufügen.

Erst nachdem die 240 Briefmarken pro Platte, die übrigens aus Stahl war, zum Druck von Teifdruckausgaben, wurden die Kontrollbuchstaben eingeschlagen. Mit diesen Kontrollbuchstaben  unten links und unten rechts jeder Briefmarke wollte man wiederum verhindern, dass Briefmarken zum Schaden der Post gefälscht wurden. Zur Sicherheit wurden die Briefmarken auch auch Wasserzeichenpapier gedruckt. Die Bogen wurden wurden in 20 Reihen à je 12 Briefmarken horizontal erstellt. Dies ergab,  dass die oberste Briefmarke links die Buchstaben AA hatte, die ganze oberste Reihe hatte somit links immer den Buchstaben A, die zweite Reihe B, dritte C, usw. bis zum Buchstaben T, für die unterste, resp. 20. Reihe. Immer die zweite Briefmarke von links, hatte in der rechten unteren Ecke den Buchstaben B, die dritte C, usw.

Somit fällt es auch dem Plattensammler leicht, für die Rekonstruktion von Platten mit 240 Briefmarken dieselben in die richtige Position zu bringen.

Hier das Endprodukt. Am 6. Mai 1840 erschienen die beiden Werte, 1 Penny in schwarz und 2 Penny in blau. Allerdings gab es Lieferschwierigkeiten und die 2 Penny blau kam erst zwei Tage später an die Schalter. Briefe einer Unze waren mit einer Penny black zu frankieren, zwei Unzen mit einer Two Penny blau Briefmarke.
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